Aufgewachsen in einem Meer aus Antiquitäten, fühlte ich mich seit jeher magisch angezogen von all den überbordenden barocken Verzierungen und handwerklich kunstvoll gefertigten Gegenständen vergangener Kunstepochen, die Geschichten zu erzählen vermögen - von vergangenen Zeiten und fremden Ländern.
Viele meiner Gefäße durchweht dieser Atem vergangener Zeiten.
Ich spiele gerne mit Stilelementen verschiedener Kulturen und Epochen und mixe mit großem Vergnügen und ganz unverblümt Schnörkel und Ornamentfragmente mit modernen Mustern und nüchternem Design und bringe zusammen, was nicht zusammengehört, aber doch irgendwie füreinander geschaffen zu sein scheint.
Zeit für mehr Schnörkel in unserem Leben!
Form follows function, der Leitspruch des guten Designs mit Ursprung im Bauhaus,
ist tief in mir verankert.
Schon während meiner Designausbildung erkannte ich aber immer wieder auch diese sinnliche Seite in meinen Arbeiten, die Freude an barocken Formen und am Ornament.
In den 30er Jahren kämpfte Adolf Loos, Wegbereiter der modernen Architektur, in seiner Publikation Das Ornament ist ein Verbrechen gegen jedwede Form der Verzierung.
Nun, fast 100 Jahre später lechzen wir erneut nach sinnlicher Erfahrung.
Meine Keramiken weisen oft Spuren der Handarbeit auf, der Prozess der Herstellung ist abhängig von der Kollektion immer irgendwie sichtbar. So entstehen Objekte mit einer ehrlichen handgefertigten Ästhetik.
Insbesondere die Objekte der Serie Ein Hauch von Nirgendwo tragen diese Handschrift.
Seltsame Asymmetrien, unregelmäßige raue Gefäßränder, Furchen und Kratzer ...
All das trägt dazu bei den Dingen ihre ganz eigene Ausstrahlung und Persönlichkeit zu geben.
Jedes Teil ist ein Unikat, keines gleicht dem Anderen und steht damit ganz klar im Kontrast zur Auswechselbarkeit industriell hergestellter Produkte und Massenware.
Natur und Material, Emotionen und Stimmungen - alles fließt in die Gestaltung ein und ich erlaube dem Zufall etwas ganz Neues entstehen zu lassen.
Dinge, die von Hand gefertigt werden, erzählen uns immer auch ihre Geschichten.
Kleine Geschichten aus Ton! Man muss nur gut zuhören!
Der Name Scherbenmär ist aus dem Gedanken heraus geboren.
Der Begriff Mär oder auch Märe hat seinen Ursprung im Mittelhochdeutschen und bedeutet ursprünglich so viel wie Erzählung oder Bericht.
"Vom Himmel hoch, da komm ich her. Ich bring euch gute neue Mär ...."
Martin Luthers Weihnachtslied ist sicherlich den Meisten bekannt.
Als Scherben wiederum wird in der Fachsprache das gebrannte, noch unglasierte Töpfergut bezeichnet.
Die chemische und physikalische Umwandlung der Grünware - also der ungebrannten Keramik - zum Scherben erfolgt in einem Brand und beginnt bei 650 ° Celsius.